Infos über Heurigen und Wein . . .

Perchtoldsdorfer Wehrturm

In der Vorstellung vieler Menschen ist das Buschenschankwesen in Österreich eine "uralte" Einrichtung. Das stimmt nicht ganz. Bis zu Zeiten Kaiser Josefs II. war die Idee der Gewerbefreiheit verpönt. Das Schankrecht besaßen ursprünglich der Pfarrer, das Spital, einige Zechen und die Bürger, also jene Ortsbewohner, die ein eigenes Haus besaßen. Der Grundsatz, dass jeder Untertan den von ihm produzierten Wein im Detail verkaufen bzw. ausschenken dürfe, wird erstmals in zwei kaiserlichen Verordnungen der Jahre 1784 und 1785 vertreten. Im Anschluss daran entwickelte sich vor allem im Vormärz in der Umgebung größerer Städte, besonders in der Nähe Wiens, jenes Heurigenwesen, wie wir es heute kennen.

Heute noch gelebte Tradition:

Viele der heute noch landwirtschaftlich tätigen Familien sind in den Jahren nach der Türkenbelagerung zugewandert:
Die Sommerbauer etwa ließen sich 1706, also 23 Jahre nach der Türkenbelagerung, aus der Südost-Steiermark kommend in Perchtoldsdorf als Hauer nieder. Die Familie verzweigte sich bald und konnte auf breiter Basis im Weinbau eine gesicherte Existenz aufbauen.
Die Nigl betraten mit dem 1659 ebenfalls in der Steiermark geborenen Sebastian Niggl schon 1687 Perchtoldsdorfer Boden,
die ebenfalls steirischen Hudribusch gleichzeitig mit den Mohrenberger 1684,
die Wurth lassen sich auf einen um 1677 geborenen Ahnenzurückführen,
die Figitzhofer kamen vor 1693 aus Bayern,
die Gottschall und Zechmeister, ursprünglich aus Rodaun, sind seit 1684 als „Weinzierln" und Inwohner genannt,
die Barbach kamen 1703 aus Inzersdorf,
die Spiegelhofer wanderten 1717 aus der Hinterbrühl zu und
die Distl 1772 aus Theresienfeld.

Während in den 1950er Jahren noch über 300 Weinbaubetriebe in Perchtoldsdorf ansässig waren, so wurden im Juni 1979 nur mehr 181, davon 125 Buschenschänker, gezählt.
1962 konnte Wilhelm Bauer noch schreiben: "In der Perchtoldsdorfer Hochstraße sind oft so viele Heurigen geöffnet, dass sich dem Heurigengeher die Meinung aufdrängt, die Eichkätzchen könnten von Buschen zu Buschen springen."
Heute sind es überhaupt nur mehr 38 Weinhaubetriebe (2020), die regelmäßig ausstecken.

 

Alle Perchtoldsdorfer Heurigen und Weinbaubetriebe erzeugen ihre Weine selbst!

Eigenbauwein Urkunde

Deshalb haben die Heurigen nur wenige Wochen im Jahr offen - den Rest des Jahres verbringen die Winzer im Weingarten oder im Keller um optimale Weinqualität zu erreichen.

Im Info-Center am Marktplatz (Tel. 01/866 83/400 DW)  bekommen Sie auch eine Auswahl an Spitzenweinen.

 

Der Perchtoldsdorfer Hütereinzug

Das größte Erntedankfest Österreichs, das über eine in das 15. Jahrhundert zurückreichende Tradition verfügt, wurde 2010 nach den Kriterien der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Jeden ersten Sonntag nach St. Leonhard wird in Perchtoldsdorf der traditionelle Hütereinzug oder "Hiataeinzug" abgehalten. Dabei ziehen die Hüter oder "Hiata" - junge Männer aus den Weinhauerfamilien – gemeinsam mit ihren Familien in einem von der Blasmusikkapelle begleiteten Festzug zum Dankgottesdienst in die Kirche. Dem Zug voran reiten drei Hüter auf geschmückten Pferden. Zentrales Element des Festzuges ist die "Pritschn", ein etwa 80 kg schwerer, auf einer Stange befestigter und mit Eichenlaub verzierter Drehkörper, an dessen oberem Ende zwei goldene Herzen aus Walnüssen angebracht sind. Sie stellt die Erntekrone dar. Der Pritschenträger muss das Gestell beim Gehen "tanzen" lassen, also in Drehung versetzen.

Nach dem Gottesdienst wird dem Pfarrer ein Ständchen dargebracht. Anschließend begibt sich der Zug vor das Rathaus, wo sich auf einem Podium die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens eingefunden haben und wo eine große Menschenmenge das Treiben verfolgt. Nach Begrüßungsworten des Weinbauvereins-Obmannes hält der Bürgermeister eine kurze Ansprache, und danach tritt der Humor in seine Rechte. Als Höhepunkt und Abschluss werden die Gstanzln abgesungen: In selbst verfassten, bisweilen sehr bissigen Vierzeilern verspotten bzw. kritisieren die Weinhüter Personen des öffentlichen Lebens und ihre Kollegen aus der Hauerschaft.

Das eigentliche Fest dauert von Samstag bis Montag und beginnt mit der "Vorfeier" am Samstagabend. Am Sonntagvormittag findet der Umzug statt, und am Montag die "Nachfeier", bei der die "Hiata" das Fest im kleinen Kreis im Haus des Hütervaters gemütlich ausklingen lassen. Zigmal erklingt in diesen Tagen der Petersdorfer Haurermarsch von Georg Holzer, die heimliche Perchtoldsdorfer Hymne.

Die Bestellung der Weingartenhüter, die heute noch in zeremonieller Weise erfolgt, geht in das Mittelalter zurück; die ältesten Aufzeichnungen darüber stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Weinhüter waren beeidete und bis in die 1970er Jahre auch bezahlte Wachorgane, die ab der Traubenreife bis zur Beendigung der Lese im Weingarten in Hüterhütten lebten. Sie mussten die ganze Hutzeit über nüchtern sein und durften keinen Frauenbesuch empfangen (das klappte aber scheinbar nicht immer), hatten Traubendiebe sowie Wild und Vögel abzuwehren und die bei der Lese eingesetzten Arbeiter zu überwachen.

Dass der Hütereinzug zum Tag des hl. Leonhard, der kein Weinheiliger, sondern Viehpatron und Patron der Gefangenen ist, stattfindet, wird in der Überlieferung mehrfach begründet, eine schlüssige Erklärung gibt es dafür aber nicht.

Die Liste der „Hiatavodan" von 1856 bis jetzt.

aus: Haurer und Hiata, von Gregor Gatscher-Riedl, Hrsg. von Franz Nigl und Franz Distl

Das Amt des Hütervaters hat seinen Hintergrund in den historisch gewachsenen Marktstrukturen, in die der Weinbau als administrative Materie eingebunden war. Der Hütervater bildet die Fortsetzung des Bergmeisteramtes über die ständische Zeit nach 1848 hinaus.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Hütervater zumeist Mitglied des Gemeinderates und übte die Kontrollfunktion über die Weinhüter oft mehrere Jahre hindurch aus. Dies findet seine Entsprechung in einer Bestimmung der Perchtoldsorfer Hüterordnung von 1857, die dem Hütervater weitreichende Sanktionskomponenten einräumt. Das Hütervateramt dürfte erst in den 1930er Jahren als einmalig definiert worden sein.
Heute wählen die Weinhüter aus den Reihen der Weinhauer jährlich Ende August den Hütervater. Dieses Amt kann jeder Weinhauer zeit seines Lebens nur einmal innehaben. Seit 1952 wird dieses Ehrenamt immer wieder auch von Frauen ausgeübt.

Österreichische UNESCO-Kommission
 

Jahr  

Hiatavoda Oberhiata Pritschntroga 
1856-1859 Josef Rabl    
1863-1859 Franz Rupp    
1878-1884 Gregor Breitenecker    
1891-1893 Josef Distl    
1901-1919 Georg Breitenecker    
1910-1917 Johann Wurth    
1918 Georg Breitenecker    
1920 unbek.    
1921 unbek.    
1922 unbek.    
1931 Josef Höller    
1933 Josef Nigl    
1934 Franz Barbach    
1935 Karl Barbach    
1936 Johann Wurth    
1937 Franz Wurth    
1945 Johann Wurth    
1946 Karl Nigl    
1947 Karl „Herr" Sommerbauer    
1948 Franz Hrebicek „Nagerl"    
1949 Leopold Marz    
1950 Karl Schmaderer    
1951 Alois Boyer    
1952 Maria Marz    
1953 Franz Sommerbauer    
1954 Franz Rupp „Stoa-Rupp"    
1955 Karl Distl    
1956 Eduard Zeilinger    
1957 Josef Wölflinger    
1958 Josef Nigl „Dragoner" Josef Weißmann Alois Distl
1959 Ludwig Nigl Josef Weißmann Karl Sommerbauer
1960 Karl Müllauer Franz Holzer Josef Weißmann
1961 Adolf „Bufferl" Nowak Josef Weißmann 'Josef Nigl
1962 Anton Nigl „Schnurrbart-Nigl" Josef Weißmann Karl Zechmeister
1963 Franz „Pauki" Woltran Josef Weißmann Karl Dislt
1964 Karl Nigl „Kas-Nigl" Josef Wölflinger Karl Gottschall
1965 Ernst Mohrenberger Josef Weißmann Johann Holzer
1966 Ing. Karl Zechmeister „Habern" Walter Balker Horst Schmid
1967 Josef Gottschall Josef Mohrenberger Franz Distl
1968 Josef Drexler Walter Balker Ludwig Spiegelhofer
1969 Karl Sommerbauer „Roter" Franz Sommerbauer Leopold Nigl
1970 Kurt Pröglhöf Karl Distl Franz Rupp
1971 Franz Breitnecker Friedrich Woltran Anton Spiegelhofer
1972 Karl Brodl Herbert Bauer Karl Nigl
1973 Josef Schmaderer Franz Nigl Peter Schmaderer
1974 Walter Balker Herbert Bauer Willi Nigl
1975 Josef Mohrenberger Kurt Pröglhöf Josef Drexler
1976 Karl Breitenecker Karl Brodl Friedrich Woltran
1977 Johann Barbach „Roter" Karl Nigl Franz Nigl
1978 Leopold Wurth „Tiger-Wurth" Alois Wurth Leopold Wurth
1979 Franz Bayerl Josef Drexler Kurt Pröglhöf
1980 Josef Rupp Josef Distel Alois Wurth
1981 Karl Spiegelhofer Josef Wölflinger Josef Distel
1982 Josef Wölflinger „Sherriff“ Kurt Pröglhöf Josef Wölflinger
1983 Paul Katzberger, Bürgermeister Leopold Distl Erich Wurth
1984 Karl Distl Franz Distl Leopold Distl
1985 Johann Barbach Karl Wölflinger Ernst Mohrenberger
1986 Alois Distl Andreas Zechmeister Franz Distl
1987 Karl Zechmeister „Lamentierer“ Josef Schmid Andreas Zechmeister
1988 Josef "Pepsch" Nigl Karl Gottschall Karl Wölflinger
1989 Karl Gottschall Karl Sommerbauer Karl Gottschall
1990 Karl Sommerbauer „Guga" Josef Spiegelhofer Karl Sommerbauer
1991 Horst Schmid Michael Albert Josef Schmid
1992 Josef Spiegelhofer Andi Spiegelhofer Michael Albert
1993 Ludwig Spiegelhofer Karl Distel Josef Spiegelhofer jun.
1994 Franz Sommerbauer Franz Wurth jun. Franz Breitenecker
1995 Anton Spiegelhofer Franz Breitenecker Andreas Spiegelhofer
1996 Karl Jüttner „Bock“ Leopold Nigl Karl Distel
1997 Karl Zechmeister „Habern“ sen. Martin Spiegelhofer Karl Zechmeister jun.
1998 Franz Wurth sen. Toni Nigl Franz Wurth jun.
1999 Franz Jezek Martin Nigl Leopold Nigl
2000 Erwin Sommerbauer Georg Nigl Martin Spiegelhofer
2001 Resi Sommerbauer Willi Nigl Toni Nigl
2002 Leopold Nigl Karl Nigl Martin Nigl
2003 Otto Kowatsch Kurti Pröglhöf Karl Nigl
2004 Peter Schmaderer Bernhard Nigl Georg Nigl
2005 Wilhelm Nigl sen. Hannes Leeb Wilhelm Nigl jun.
2006 Josef „Biwi“ Drexler Georg Wurth Hannes Leeb
2007 Karl Nigl Stefan Wieczorek Kurt Pröglhöf
2008 Alois Wurth „Kinder-Wurth“ Sebastian Wurth Georg Wurth
2009 Franz Nigl „Kas-Nigl“ Christian Neumayer Bernhard Nigl
2010 Johann Neumayer sen. Leopold Distl Christian Neumayer jun.
2011 Leopold Wurth „Tiger-Wurth“ Thomas Distl Sebastian Wurth
2012 Karl Brodl sen. Karl Brodl jun. Stefan Wieczorek
2013 Erich Wurth „Kinder-Wurth" Christian Leeb Johannes Wurth
2014 Johanna Hummelberger-Leitner Karl "Jüschi" Jüttner Florian Rathammer
2015 Josef Wölflinger sen. Johannes Wölflinger Josef Wölflinger jun.
2016 Leopold Distl „Fisch-Distl“ sen. Christoph Schmid Leopold Distl jun.
2017 Franz Distl Karl Zechmeister Thomas Distl
2018 Andreas Zechmeister Max Distl Karl Zechmeister
2019 Gerhard Vizdal Roman Sommerbauer Christian „Gigi“ Leeb
2020 (Covid-Absage) Karl Wölflinger Stefan Sommerbauer Karl "Jüschi" Jüttner
2021 Karl Wölflinger Stefan Sommerbauer Karl "Jüschi" Jüttner
2022 Franz Breitenecker sen. Franz Breitenecker jun. Karl Brodl jun.
2023 Josef "Pepi" Schmid Patrick Mold Christoph Schmid